Dornbirn, PM Camp, am Samstag, den 16. November 2013, kurz nach der Mittagspause. Draußen strahlender Sonnenschein und Blick auf bis zur Hälfte mit Schnee bedeckte Berge. Der wunderschöne Tagungsraum der Fachhochschule Vorarlberg füllt sich mit Menschen, die auf meinen Vortrag „Transformation der Geistes-Haltung“ gespannt sind.
Wie immer starte ich mit der Frage, weshalb es viel Sinn macht, nach 20 Jahren reiner „Methodenprojekte“ nun damit zu beginnen den Faktor Geistes-Haltung zumindest in Betracht zu ziehen.
Zum Hintergrund
Geistes-Haltung ist die Quelle, aus der das grundlegende Denken und Handeln, alle Wirkung und Folgewirkungen entstehen. Die Quelle, aus der sich beispielsweise die Kultur prägt – die Art, wie Entscheidungen getroffen werden, inwieweit Methoden oder Budgets sich auch in Nutzen verwandeln, ob nachhaltige Prozess- oder Projektqualität entsteht und damit Wirksamkeit und nachhaltige Wirtschaftlichkeit.
Als Beispiel wurden die Toyota-Ansätze KaiZen und Lean (eine Quelle agiler Ansätze) aufgeführt. Toyota hatte in den 80er Jahren mit Lean/KaiZen einen ungeheuren Erfolg. Der Erfolg entstand zu ca. 80% aus dem Geist und der Haltung bei Toyota. Dabei sind nebenbei auch Methoden entstanden – ohne die es auch nicht geht –, die jedoch am Erfolg nur einen Anteil von höchstens 20% haben. Nun hat man gedacht, es reicht, die Methoden zu kopieren und in einer (egozentrischen) Kultur anzuwenden. Der große Irrtum war und ist:
- zu glauben, dass wir wissen, was Geistes-Haltung ist,
- zu glauben, die eigene Geistes-Haltung sei die Richtige und
- die Anderen sollten sich verändern.
Mit diesem kleinen, aber fatalen Irrtum macht die westliche Welt seit 20 Jahren Projekte, die bedauerlicherweise nur einen Bruchteil des verfügbaren Potenzials heben können. Wer offen dafür ist, in Betracht zu ziehen, dass 1. der Faktor Geistes-Haltung mit einem egozentrischen Denksystem gar nicht umfassend verstanden werden kann – und deshalb 2. wir in Unternehmen noch gar nicht damit begonnen haben, den Faktor Geistes-Haltung in professionellem Kontext zu erschließen. Wer dafür offen ist, dem steht ein neues, riesiges Potenzialfeld zur Verfügung. Dieses Potenzialfeld ist heute nicht nutzbar, weil es außerhalb der Wahrnehmungsfähigkeit und außerhalb der Handlungsfähigkeit von Unternehmen brach liegt.
Das PM Camp als offene, innovative Plattform
Nach einem ca. 10-minütigen Impulsvortrag war die lebhafte Diskussion eröffnet und ich konnte (dank einer offenen und recht ehrlichen Kultur des PM-Camps) von 10 Jahren Projektpraxis aus dem „Nähkästchen plaudern“. Ich durfte Beispiele zeigen, wie durch die Transformation / Prägung / Initiierung der Geistes-Haltung in Unternehmen und Projekten beispielsweise eine neue Kultur in 6 bis 24 Monaten, anstatt der herkömmlichen 10-20 Jahre entsteht.
Wir empfehlen in unserem Buch nach dem „Drehen des Projektes“ nicht mit dem alten Geist weiterzumachen, sondern die TurnAround-Situation als Startrampe für das zu nutzen, wovon seit 20 Jahren eigentlich alle träumen: Wirkungsvolle, reibungsarme Prozesse und Projekte, die ohne den irrsinnigen Kraftakt, Druck und Frust (muda) einfach gut gelingen – das wünschen sich eigentlich alle, vom CEO bis zum Projektmitarbeiter.
Das PM-Camp ist übrigens eine gute Plattform für innovative Ansätze, weil Innovation einen Rahmen aus Offenheit und Ehrlichkeit braucht – der natürlich auch aus dem Geist und der Haltung der Veranstalter dieses PM-Forums entsteht – insofern: Alles sehr empfehlenswert.
Stefan Hagen
Dec 14, 2013 -
Danke für die Replik auf das PM Camp 13!
Übrigens: Im Titel hat sich ein Fehler eingeschlichen. Die kleine Stadt, in der das PM Camp 13 stattfand, heißt Dornbirn. 😉
Barbara Brecht-Hadraschek
Jan 13, 2014 -
Oups! Etwas verspätet den Kommentar entdeckt und gleich verbessert.:) Danke!